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Reden

Redebeitrag 27.09.20

Safe Abortion Day – Rede II

Wir stehen jetzt vor der kroatisch-katholischen Gemeinde, die wie vorhin schon gesagt wurde, ein Hafen der selbsternannten Lebenschützer*innen in Frankfurt ist. Die selbsternannten Lebensschützer*innen versammelten sich heute um 12h vor der Beratungsstelle von pro familia.

Diese Abtreibungsgegner*innen, die seit 2017 in Frankfurt am Main Mahnwachen veranstalten, sind Teil der Bewegung „40 Tage für das Leben“. 2004 in Texas gegründet, fand die Bewegung auf der ganzen Welt Nachahmung und kam über Kroatien und die kroatisch-katholischen Gemeinden auch nach Deutschland. Der Pfarrer der kroatisch-katholischen Gemeinde Offenbach, Tomislav Dukic, stellte die Räumlichkeiten für die Gründung der Initiative zur Verfügung.

Seit einigen Jahren halten die Abtreibungsgegner*innen nun zwei Mal im Jahr auch in Deutschland in verschiedenen Städten vierzig Tage lang Anti-Abtreibungs-Mahnwachen ab, und zwar vor Gesundheitszentren oder Beratungsstellen  – wie hier in Frankfurt vor Pro Familia. Die angeblichen Lebensschützer*innen halten Bilder von Kleinkindern und Föten in die Höhe, singen Kirchenlieder oder beten vor den Orten, an denen ungewollt Schwangere Hilfe und Unterstützung suchen – und im besten Fall auch finden können. Die emotionale Belastung, der jede Schwangere bei einem Beratungsgespräch sowieso schon ausgesetzt ist – wird so enorm verstärkt.

So weit, so problematisch.

Der Frankfurter Journalist Danijel Majic zeigt in seinen Recherchen aber zudem mehrere personelle Verbindungen ins extrem rechte Milieu auf: Der Pfarrer der Offenbacher Gemeinde, in der die Gründungsversammlung der Initiative „40 Tage für das Leben“ stattfand, Tomislav Dukic, ist immer wieder dadurch aufgefallen, dass er nationalistische Politiker und Publizisten in die Offenbacher Gemeinde eingeladen hat. Der Gründer des deutschen Ablegers, Boris D., war früher gewalttätiger Hooligan und Funktionär einer kroatischen faschistischen Partei. Aber auch in die deutsche Rechte haben Mitglieder der Gemeinde Verbindungen. So pflegt der Organisator der Mahnwachen gegen Abtreibung in Frankfurt, der Frankfurter Rechtsanwalt Tomislav Cunovic, Kontakte zu ultrakonservativen Netzwerken und hat außerdem Verbindungen zur christlich-fundamentalistischen Vereinigung „Im Namen der Familie“. Diese Organisation initiierte 2013 in Kroatien erfolgreich eine Volksabstimmung, durch die die Ehe in der Verfassung ausschließlich als Verbindung zwischen Mann und Frau definiert wurde. Ziele der Organisation sind neben der strafrechtlichen Ahndung von Homosexualität, das Ende der Sexualerziehung und ein absolutes Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen. Sie operiert dabei auch mit Holocaust-Relativierungen.

All das können und wollen wir nicht unkommentiert lassen. Deswegen stehen wir vor der kroatisch-katholischen Gemeinde Frankfurt am Main und tragen unseren Protest auch hier auf die Straße. Von diesem ultrakonservativen und nationalistischen Haufen lassen wir uns den Tag nicht vermiesen.

Wir stehen hier und kämpfen für das Selbstbestimmungsrecht aller Menschen, die schwanger werden können – insbesondere denen, die ungewollt schwanger waren und es sein werden. Ihnen gilt all unsere Solidarität. Denn Schwangerschaftsabbruch ist Grundversorgung. Egal wo. Egal wer. Egal wann.

Weg mit 218 und 219a!