Klimastreik
Wir stehen heute hier zusammen am globalen Streiktag von Fridays for Future, gemeinsam mit Migrantifa, BeHeard, Black Power Frankfurt und Fridays for Future Frankfurt. Wir teilen alle ein Ziel: Wir streiken für die Zukunft!
Wir wollen eine Zukunft, wie auch eine Gegenwart, in der es sich lohnt zu leben. Eine Zukunft und eine Gegenwart, in der wir alle gut leben können und wollen! Deshalb: Wir wollen kein Grad mehr. Wir wollen ein Ende der kapitalistischen, kolonialen und patriarchalen Ausbeutung – von Körpern und Territorien. Ein Leben ohne Gewalt und Krieg. Eine Umverteilung von Ressourcen, Macht und Teilhabe. Wir wollen nicht weniger als einen grundlegenden Systemwandel. Für uns heißt Revolution, für die Zukunft zu sorgen.
Dazu gehört ganz zentral ein nachhaltiges Wirtschaften und ein gesundes Leben für alle! Ob bei den zahlreichen Kämpfen gegen die Wasserprivatisierung in Lateinamerika, der Revolution in Rojava oder den Protesten gegen die Kohleindustrie im Rheinland und anderswo: Klimawandel, Kapitalismus, koloniale Unterdrückung und Patriarchat sind auf’s Engste miteinander verbunden. Dies wird insbesondere klar, wenn wir uns veranschaulichen, wie die Klimakrise die bestehenden globalen Ungerechtigkeiten und Unterdrückungsstrukturen weiter verstärkt. So sind Frauen* und Menschen im sogenannten Globalen Süden zuerst und viel stärker von den Folgen der Klimakatastrophe betroffen. Demgegenüber bleiben im globalen Norden, wo die Hauptursachen – und Hauptverursachenden – dieser Katastrophe liegen, die Folgen weniger spürbar.
Die kapitalistische Ausbeutung von Natur, Territorien und Körpern entspricht in ihrem Kern einer patriarchalen Logik! Vorstellungen von Natur und Frau* unter Patriarchat und Kapitalismus hängen zusammen: Die Gegensätze passiv und aktiv, formend und geformt werden, rein und unrein werden auf ein Natur-, wie auf ein Frauenbild angewendet. Doch die Natur unterliegt uns nicht, sondern ist unsere Umwelt, mit der und nicht gegen die wir leben müssen. Sexistische und rassistische Ideologien funktionieren über eine Entwertung durch die Naturalisierung des Anderen: Des Fremden, der Frau*, des Tieres. Diese Logik ist Teil eines Systems, das diese Klimakrise produziert hat. Ein System, dem wir den Kampf ansagen. Wir lassen es nicht länger zu, dass gegen-patriarchale Stimmen unterdrückt, ignoriert und ausgeschlossen werden! So zeigen uns indigene Gruppen wie die Zapatistas in Chiapas in Mexiko, dass ihre Kämpfe eine klare Antwort auf die jahrhundertelange kolonialistische, kapitalistische und gleichermaßen patriarchale Ausbeutung von Körpern, Territorien und Natur darstellen. Dabei wird klar, weshalb so viele Frauen* und Queers ihre Stimme gegen die Klimakrise erheben. Wenn wirtschaftliche Ausbeutungssysteme von außen in ökonomische Strukturen eingeführt werden und damit bisherige Strukturen ersetzen, leiden oft zuerst Frauen* darunter, die sich den neuen Arbeitsbedingungen beugen müssen und gleichzeitig einen Großteil der Last von unbezahlter Sorge- und Reproduktionsarbeit tragen: Wie etwa im Zuge der Wasserprivatisierung in Chile, die dazu führt, dass ganze Wasserzugänge abgeschnitten werden. In Anbetracht der derzeitigen Klimakrise, der Wasserknappheit und Dürren, gehen auch zunehmende soziale Ungleichheit sowie eine Zunahme an sexualisierter Gewalt gegen Frauen* und Queers einher. Wenn in der Klimakrise also bestehende Ungleichheitsstruktuen verstärkt werden, so ist es klar, dass dann diejenigen, die am wenigsten über Macht, Ressourcen und Teilhabe verfügen am stärksten getroffen werden.
Auch in den Fluchtbewegungen sind Frauen* und Queers größeren Gefahren ausgesetzt: Schutz vor sexualisierter Gewalt gibt es in überfüllten Flüchtlingslagern wie Moria, oder auf kriminalisierten Fluchtrouten kaum. Gleichzeitig geht mit der Rassifizierung auch eine Sexualisierung mit einher: Wieso wird, wenn darüber gesprochen wird mehr Geflüchtete aufzunehmen, immer von Frauen* und Kindern geredet? Das sexualisierte und rassifizierte Narrativ über den fremden Mann führt zur Legitimierung der Erzählung einer Bedrohung von Außen, durch das Fremde, und zu einer Rechtfertigung der Unterdrückung. Wir fordern Aufnahme und Bleiberecht für ALLE Menschen auf der Flucht, sowie legale und sichere Fluchtrouten für alle!
Genau aus diesen Gründen müssen wir anfangen, Kämpfe – sei es für das Klima, gegen den Kapitalismus, gegen Rassismus, gegen Antisemitismus oder gegen das Patriarchat – nicht nur zusammenzudenken sondern auch aktiv zusammenzuführen, gemeinsam zu streiken, so wie es hier und heute passiert. Wir müssen gemeinsam aufzeigen, dass die Natur wie auch unsere Gesellschaft keiner kapitalistischen Logik folgen kann. Wir brauchen sozial-ökologische Lösungen. Denn unsere Gesellschaft blendet Sorgearbeit und Reproduktionsarbeit, Solidarität und Care einfach aus. Die Daseinsversorgung wird Frauen* und Queers sowie rassifizierten Personen zugeschoben. In dieser Rolle werden sie marginalisiert, ausgebeutet und für zweitrangig erachtet.
Häufig heißt die Lösung für die Klimakrise Abbau – und ja wir wollen Abbau: Wir wollen das System abbauen – denn es gibt eine ganze Menge, dass es sich anstatt dessen lohnt aufzubauen. Statt Lohnarbeit, Effizienz und Leistungssteigerung muss es um den Aufbau und die Aufwertung von Pflege und Care gehen. Es sind diese Formen des Miteinanders – die Sorge um uns, unsere Mitmenschen und unsere Umwelt – die wir ausbauen müssen. Der Feminismus hat uns gelehrt: Ein „Ich“ außerhalb eines „Wir“ gibt es nicht. Weder außerhalb unserer Mitmenschen, noch der Mitlebewesen, noch außerhalb von Natur. Wir sind angewiesen auf und abhängig von der Welt, die uns umgibt. Also sollten wir dafür kämpfen, diese Welt zu erhalten! Und dieser Kampf kann nur feministisch, antirassistisch, soldiarisch und von unten sein: Unsere Kämpfe sind miteinander verwoben, wie es auch unsere Lösungen sind. Keine*r kann frei sein, bis alle frei sind! Denn es gibt keine Klimagerechtigkeit ohne Gleichberechtigung!
Smash patriarchy not the planet!