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Reden

Redebeitrag 23.03.21

Internationale Solidarität – Austritt der Türkei aus der Istanbul-Konvention

[Da wir in unserer Rede oft nur von Frauen* und Mädchen* sprechen und auch die Istanbul-Konvention sich nur an Frauen* richtet, möchten wir hier noch einmal darauf hinweisen, dass patriarchale Gewalt sich nicht nur gegen Frauen sondern insbesondere gegen Lesben, Inter, Nonbinary, Trans- und Agender-Personen (FLINTA*) richtet.]

Wir können uns vielen Dingen der Vorredner*innen anschließen, deswegen werde ich meinen Redebeitrag jetzt radikal kürzen. Unsere Perspektive ist: wir appellieren nicht, sondern wir müssen gemeinsam, entschlossen kämpfen! Und wir sagen, je stärker sich die toxische Männlichkeit in der Türkei aufbäumt, desto entschlossener wird unsere Antwort ausfallen.

Ein wichtiges Thema ist uns vom Feministischen Streikkollektiv, dass sich die Situation der Frauen* und Mädchen* während der Corona-Pandemie sehr stark zugespitzt hat. Das Gewaltthema, das uns alltäglich begleitet, ist auch ein Ausdruck dessen, dass Frauen* in diesem System in ihrer bezahlten und unbezahlten Arbeit nicht anerkannt, wertgeschätzt und unterstützt werden. Daher wollen wir kein roll back, wir wollen eine Umsetzung von mehr als internationalen Mindeststandards. Wir wollen eine internationale feministische Transformation und das Recht auf ein gutes Leben für alle.

Einige Vorredner*innen haben bereits darauf verwiesen: auch hierzulande ist vielleicht auf dem Papier einiges von der Istanbul-Konvention umgesetzt, natürlich gibt es auch Frauenhausplätze, es gibt Präventionsangebote, aber gerade die Corona-Pandemie hat uns gezeigt: diese reichen nicht aus! Deswegen haben wir zuletzt am 8. März und davor am 25.11., dem Tag gegen Gewalt an Frauen* und Mädchen*, auch an die Stadt appelliert. Es braucht mindestens eine Verdopplung der Frauenhausplätze in Frankfurt. Es braucht einen deutlichen Ausbau der Präventionsangebote.

Und was uns wichtig ist zu betonen: patriarchale Gewalt richtet sich nicht nur gegen Frauen* und Mädchen*, sie richtet sich gegen das Weibliche* allgemein, also auch gegen Menschen, die eine queere Orientierung haben, die von dem, was die toxische Männlichkeit als Ideal definiert, abweichen. Und dem müssen wir entschlossen eine Absage erteilen. Wir können Gewalt gegen Trans-Personen und queere Menschen in keinster Weise dulden.

Wir haben in Frankfurt am 25.11. den Ni-Una-Menos-Platz erneut besetzt und umbenannt. Vorher hieß er Liebfrauenberg. Wir haben damit ein Zeichen gesetzt: die Zeit der lieben Frauen* ist vorbei, unser Widerstand ist entschlossen und wir werden leider auf diesem Ni-Una-Menos-Platz immer wieder zusammenkommen müssen um gegen die alltägliche Gewalt gegen Frauen* und Frauenmorde zu protestieren.

Und im Bezug auf das Thema Sorgearbeit sagen wir: es darf kein Zurück zur Normalität vor der Krise geben, was wir brauchen ist eine grundlegende feministische Transformation, wir brauchen eine grundlegende andere Organisation unserer Gesellschaft, denn nur so wird sich auch das Thema der Gewalt gegen Frauen*, Mädchen* und Queers dauerhaft lösen lassen.

Daher möchten wir gemeinsam mit Euch streiken, feministisch für ein Leben ohne Angst. Für ein Ende der Gewalt. Für ein freies und selbstbestimmtes Leben für alle Frauen*, Mädchen* und Queers. Für eine Transformation, die das gute Leben für alle Realität werden lässt. Unsere feministische Transformation ist internationalistisch! Alerta feminista!