Kategorie: General
Überlastet, ungesehen, un(ter)bezahlt. Wir streiken gemeinsam gegen Patriarchat und Kapitalismus!
Dieses Jahr solidarisiert sich die bundesweite F*Streik Bewegung mit den Sorgearbeiter*innen des Sozial und Erziehungsdiensts (SuE).
Mehr unter: https://frauenstreik.org/
Und was das bedeuten kann, erklären unsere Genoss*innen vom Frauen und Queers Streik* Kassel in diesem Video, in dem sie sich an Beschäftigte richten:
Am 28. September steht der Safe Abortion Day an – dieses Jahr so wichtig wie eh und je. Seit bereits 150 Jahren verhindert der Gebrauch der Unrechtsparagraphen 218 und 219 eine sichere und zugängliche Abtreibungsmöglichkeit für alle Personen, die schwanger werden können. Deswegen rufen wir als feministisches Streikkollektiv Frankfurt dazu auf, am 28.09.2021 vor der Schwangerschaftsberatungsstelle ProFamilia in Bockenheim für das Recht auf Selbstbestimmung aller FLINTA* zu streiten! Wir wollen laut werden gegen die Fundis, die in ihren Mahnwachen für das Leben vermeintlich ungeborenes Leben schützen, aber das tatsächliche Leben der Betroffenen missachten und abwerten. Dieser frauen- und queerfeindlichen Vorstellung einer patriarchalen Gesellschaft, in der die Frau zur Reproduktionsmaschine wird, müssen wir etwas entgegensetzen.
Seit 150 Jahren wird der Kampf gegen das Recht auf Selbstbestimmung von Frauen* und Queers von staatlicher und kirchlicher Seite ausgeführt. Dieses Jahr kamen besonders erschreckende Nachrichten aus den USA, Texas, und Polen, wo diese Rechte so massiv beschnitten worden sind, dass FLINTA Personen so gut wie keine legale Möglichkeit mehr zur Abtreibung haben. Doch machen wir uns nichts vor: Auch in Deutschland wurde 2017 die Gynäkologin Kristina Hänel wegen Paragraph 219a, dem bereits 1933 als bevölkerungspolitisches Mittel des Nationalsozialismus eingeführten „Werbeverbots“ für Schwangerschaftsabbrüche, zu einer Geldstrafe verurteilt. Auch hier muss jede schwangere Person zu einer Abbruchsberatung gehen, die nach §219 die Aufgabe hat, „die Frau zur Fortsetzung der Schwangerschaft zu ermutigen“ (§219), statt ihr tatsächlich helfend in der Entscheidungsfindung zur Seite zu stehen – in den Beratungsstellen gibt es große Unterschiede, wie diese Beratung dann letztendlich aussieht. In Deutschland gibt es immer weniger Kliniken, die Abbrüche durchführen und der Schwangerschaftsabbruch ist noch immer kein verpflichtender Bestandteil in der Ausbildung von Gynäkolog*innen. 2003 verzeichnete das Statistische Bundesamt noch etwa 2.050 sogenannte Meldestellen, also Praxen und Kliniken, die den Eingriff durchführen. Ende 2020 waren es nur noch 1109. Das entspricht einem Rückgang um 46 Prozent. (Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/schwangerschaftsabbrueche-in-deutschland-warum-immer.724.de.html?dram:article_id=500978
Wir sagen: Staat und Kirche haben in unserem Uterus nichts zu suchen. Das Sprechen vom Schutz des ungeborenen Lebens ist eigentlich ein Eingreifen, Dominieren und Herrschen über das tatsächliche Leben – das Leben von FLINTA*. Wir fordern deswegen: Die ersatzlose Streichung der Paragraphen §218 und §219 aus dem StGB. Einen sicheren Zugang für alle schwangeren Personen zu Schwangerschaftsabbrüchen – dafür braucht es mehr und bessere Informationen, die Entkriminalisierung der Abbrüche, eine gute medizinische Ausbildung und eine ausreichende Infrastruktur von Krankenhäusern und gynäkologischen Praxen. Wir fordern, dass Schwangerschaftsabbrüche endlich ein echter Teil der öffentlichen Grundversorgung werden.
Deswegen rufen wir dazu auf, am 28.09.2021 von 15:30 bis 19:00 vor ProFamilia zu demonstrieren. Kommt nicht mit leeren Händen: Wir möchten an diesem Nachmittag sowohl die Fundis stören, als auch für unsere Genoss*innen in Polen die sogenannte „Pille danach“ sammeln. Außerdem soll es einen solidarischen Kuchenverkauf geben, um Geld für Initiativen in Frankfurt und Polen zu sammeln, die sich für sichere Abtreibungen organisieren und Betroffenen dabei helfen, Abtreibungen vornehmen lassen zu können.
Kommt also laut und wütend und mit Kuchenhunger – für eine solidarische, antipatriarchale Gesellschaft, in der wir bald ungestört Kuchen essen können <3
Trans* Day of Visibility
Der Trans* Day of Visibility ist ein wichtiger Tag für trans* Personen und ihre Communities, um zusammenzukommen und Unterstützung und Solidarität zu erfahren und um Sichtbarkeit von trans* Personen in die Öffentlichkeit zu tragen. Es geht aber auch darum, auf Missstände aufmerksam zu machen.
Jeder feministische Kampf muss auch ein Kampf für die Rechte von trans* Personen sein. Zeigt euch – nicht nur heute, sondern jeden Tag – solidarisch mit trans* Personen, hört ihnen zu, setzt euch für ihre Forderungen ein und unterstützt sie in ihrem Kampf! Wir sind erst frei, wenn alle von uns frei sind!
Wir kämpfen solidarisch für ein Ende von patriarchaler Gewalt, für freies und selbstbestimmtes Leben für alle FLINTA*-Personen! Für eine queerfeministische Transformation, die das gute Leben für alle Realität werden lässt!
trans* ist ein Überbegriff für Menschen, die sich nicht oder nicht nur mit dem Geschlecht identifizieren, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde. Das Sternchen signalisiert die Vielfalt der Selbstbezeichnungen von trans* Personen. Dabei ist die Selbstdefinition der Menschen das Zentrale, nicht eine Bewertung von außen.
Am 8. März haben wir uns an der Kampagne „Platz für Sorge“ beteiligt. Es gab mehrere kämpferische Mittagspausen in Care-Betrieben in der Woche vor dem 8. März vor dem Uniklinikum, dem Jugend- und Sozialamt und der Kita eines freien Trägers. Die Forderungen der Beschäftigten, die wir bei den Mittagspausen gesammelt haben wurden dann bei einer kreative Platzbesetzung zusammen mit Audiocollage zu unbezahlter Arbeit in Frankfurt am Main am 8. März auf der Hauptwache zentral in der Innenstadt präsentiert. Die Audiocollage kann hier nachgehört werden
Redebeitrag 03.08.21
Kein Zurück zur NORMalität – Aus der Krise in die Utopie
Wir vom Feministischen Streikkollektiv sind heute hier um laut klar zu machen: Das ist unser Platz!
Der 8. März dieses Jahr ist anders als sonst: Die Pandemie hat unser letztes Jahr geprägt. Auch heute ist es ungewohnt, mit so vielen Menschen auf der Straße zu sein und zusammen zu stehen. Damit das möglich ist, sorgen wir uns gemeinsam darum, dass alle Abstand halten, Masken tragen, solidarisch miteinander sind. Wir versuchen dafür Sorge zu tragen, dass so viele wie möglich teilnehmen können. Gleichzeitig sorgen wir uns, dass wir einander gefährden.
Diese Sorge ist nicht selbstverständlich. Sie ist uns als Frauen, Lesben, inter, Trans, AGender-Personen auch nicht natürlich oder vorgegeben. Wir stehen heute hier, um diese Sorge einzufordern, die Sorge um uns, unsere Mitmenschen, die Welt, die uns umgibt. Dafür, dass sowohl die private Sorge, als auch die öffentliche Sorgearbeit anerkannt, solidarisch durchgesetzt und die Bedingungen verbessert werden!
Das ist unser Platz!
Während einige die Corona-Krise als „Stillstand“ oder „Auszeit im Home-Office“ erleben, verschärfen sich für die Sorgearbeitenden in Krankenhäusern, Senior*innenheimen, Kitas, für die ambulant, bezahlt und unbezahlt Pflegenden, für die Betreuenden und Fürsorgenden die ihnen schon lange bekannten Krisen. Die Krisen, die wir schon seit Jahren unter Pflegenotstand, Care-Krise, „Betreuungslücke“ usw. kennen. Erst mit der Pandemie wird augenscheinlich deutlich, dass die Gesellschaft auf ein funktionierendes System für Gesundheit und Sorge umeinander angewiesen ist. Zumindest Berufe aus diesen Bereichen gelten jetzt als „systemrelevant“ – als wären sie es erst durch die Pandemie geworden!
Beklatscht und mit Dank bedacht sollen sie werden. Doch statt echter Wertschätzung herrschen weiterhin Überlastung, Unterfinanzierung, Personalmangel, niedrige Löhne und schlechte Arbeitsbedingungen. Ein Großteil der hier Beschäftigten sind Frauen* und Queers; darunter insbesondere auch migrantische Personen, die die weiße Schein-Emanzipation an vielen Stellen erst ermöglichen. Je prekärer der Job, desto größer der statistische ‚Frauenanteil‘. Ihre* Arbeit wird nicht angemessen gewürdigt oder entlohnt. Und auch im privaten Raum wird die unbezahlte Sorgearbeit Frauen, Lesben, intergeschlechtlichen, nicht-binären, trans und ageschlechtlichen Personen (FLINTA*) zugeschrieben und überlassen – all denjenigen, die unter patriarchalen Verhältnissen am meisten leiden und deren Sein und Sorgen ausgebeutet werden.
Neues Jahr, neuer Name!
Wir heißen jetzt Feministisches Streikkollektiv!
Nach längerer Diskussion und internen sowie externen Anregungen haben wir, das Feministische Streikkollektiv Frankfurt am Main – vormals Frauen*streik Bündnis Frankfurt (F*Streik) – uns dazu entschlossen, unseren Namen zu ändern. Wir haben uns damit auseinandergesetzt, ob wir uns als Bündnis oder als Gruppe verstehen. Viele Aktive haben den F*Streik nie als klassisches Bündnis kennengelernt und von Beginn an als Gruppe wahrgenommen, in der wir – als teilweise noch in anderen Kontexten aktive – Einzelpersonen zusammenkommen. Zudem wurde unsere Arbeitsweise zunehmend verbindlicher und dauerhafter. Auch als Gruppe verorten wir uns weiterhin als Teil der bundes- und weltweiten feministischen Streikbewegung zum 8. März und darüber hinaus. Unser Feminismus ist antikapitalistisch, ökologisch, antirassistisch und wendet sich gegen jeden Antisemitismus. Eine Kernaufgabe liegt für uns weiterhin darin, uns divers zu vernetzen, Kämpfe mit (queer-) feministischen / Frauen*– Gruppen, Organisationen und Institutionen auch außerhalb der Szene zusammenzuführen und unsere Perspektive in Bündnisse einbringen. Wir wollen diesen Austausch dazu nutzen, die Verbundenheit der Kämpfe anzuerkennen, gemeinsam anzugehen und unser Selbstverständnis immer wieder kritisch zu hinterfragen.